SKULPTUREN-KABINETT
Kabinett für zeitgenössische Bildhauerei

Hannes Meinhard

"(...) Meinhard ....hat ...das Wesen der Plastik auf zwei Hauptwegen untersucht. Er hat anspielungsreiche, erzählerische Assemblagen konstruiert, und er hat sich gleichzeitig auf die Fertigung abstrakter, reiner Schmiedeabeiten konzentriert. Damit hat er die gestalterischen Themen seiner Arbeit quasi ad hoc und von Anfang an gefunden. Was folgt ist ein beharrliches Sondieren, Ausloten und Ausreizen des bildnerischen Vokabulars......

Anfang der achtziger Jahre betonen die Arbeiten von Hannes Meinhard organische und gestische Aspekte......Um die Mitte der achtziger Jahre geschieht dann die Hinwendung.... zu strengen, konstruktiven, auch kompakteren Formen.....Meinhards Skulpturen haben sich zu dieser Zeit zwar purifiziert, sie haben jedes verspielte Dekor abgelegt, aber sie sind doch stets geprägt von einer eigenwilligen, persönlichen und sehr besonderen Handschriftlichkeit.

In den neunziger Jahren führt er diese beiden Tendenzen seiner Skulptur zur harmonischen Synthese. Der Geist der Geometrie und die Kraft der Natur verbinden sich in seinen Werken. Wie sich, ebenso bildlich wie konkret gesprochen, das Gerade mit dem Runden verbünden muß, die Rotation des Rades mit dem Auf und ab des Kolbens, damit vorwärtsstrebende Bewegung sich ereignen kann, so vereinen sich in den Skulpturen der neunziger Jahre gelingend Linie und Fläche, Volumen und Raum. Licht und Schatten, Kalkül und Intuition. (......)

In den Plastiken von Hannes Meinhard, der kein Eklektiker ist und auch kein Historist, sondern ein originärer Gestalter, scheint der erfolgreiche Versuch unternommen, diese dominanten Codes (Abstraktion und Figuration) zur Einheit zu zwingen.Mithin der Versuch, das eigentlich Unmögliche möglich zu machen, eine Zwischensprache zu finden, die die Dinge nicht konkret beim Namen nennt, aber sich auch nicht in unverbindlicher Abstraktion verliert. Dieses Unternehmen umkreist Meinhard immer wieder durch eine Vielzahl von Perspektiven und Öffnungen, Brüchen und Kehrtwendungen, Wiederholungen und Variationen. Wie einer, der seinem Vokabular nicht traut und es immer wieder auf seine Konsistenz und Kommunikationsfähigkeit prüft. Darin erweist sich nicht nur eine sichere Skepsis gegenüber jedem abgeschlossenen und damit 'totem'; Systementwurf, nicht nur bemerkenswerte Bescheidenheit gegenüber utopischen Kunstansprüchen, sondern auch großer Respekt gegenüber denen, die auf seine Werke schauen und sie lesen wollen. (.....)

Michael Stoiber: Zu den Arbeiten von Hannes Meinhard. In: HANNES MEINHARD - STAHLSKULPTUREN - ZEICHNUNGEN; Galerie Lüpfert / Isernhagen und KUBUS / Hannover 1997


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