SKULPTUREN-KABINETT
Kabinett für zeitgenössische Bildhauerei

Georg Hüter

"Georg Hüter ist ein Bildhauer im vollen Sinn des Wortes: Mit großer Kraft schlägt er seine elementaren Formen aus dem Stein, der ganz und gar sein Material ist. Der Stein mit seiner Schwere, seiner Härte, seinem Widerstand gegen Bearbeitung und Fromung bedeutet für ihn eine unaufhörliche Herausforderung. Je härter aber der Stein ist und je mehr er sich der Bearbeitung widersetzt, desto größer ist für Hüter der Anreiz, sich mit ihm auseinanderzusetzen - daher seine Vorliebe für die Urgesteine Granit und Gneis und vor allem den vulkanischen Basalt. Für ihn ist der Stein nicht einfach totes Material, sondern vielmehr ein Gegenüber, mit dem er in Dialog tritt, mit dem er kämpft. Sein Anliegen ist es, dem Stein eine Form, eine Kunstform zu geben, aber eine Form, die dem Wesen des jeweils bearbeiteten Steins entspricht, die seine immanenten Eigenschaften erst zur Geltung bringt und bewußt macht. Daher wird die Form zu einem guten Teil von der Struktur des ausgewählten Steins bestimmt: Ist zum Beispiel das Gefüge des Steins körnig kristallin wie beim Granit, so sind ebene Flächen und gerade Kanten die angemessene Antwort, denn sie entprechen den Facetten der Kristalle. Ebenso entspricht dem Granit, der nach allen Seiten gleichmäßig gekörnt ist, eine etwas gedrungene kubische Form, bei der alle Achsen gleichberechtigt sind. Der Gneis dagegen - auch er hat eine kristalline Struktur - ist meist aus schieferartigen parallelen Lagen aufgebaut, eine Richtung ist also deutlich bevorzugt. Hüters Antwort auf diese Eigenschaften sind scharf Kanten und eine mehr längliche Form, die der Achse der Schichtung folgt. (....) Der Basalt ist seiner Entstehung nach, ähnlich wie das Glas, eine erstarrte Flüssigkeit und durch seine große Dichte und Kompaktheit sehr schwer zu bearbeiten. Andererseits sind ihm als Merkmale seiner vulkanischen Herkunft seine tiefe Schwärze und etwas gleichsam Fließendes erhalten geblieben. Auf diese Eigenschaften wird man eigentlich erst aufmerksam, wenn man sich auf Georg Hüters so einfühlsam gestaltete Basalskulpturen einläßt. (.....)Wo wäre der Ausdruck lapidar, der als 'in Stein gehauen, wuchtig, gedrungen', aber auch 'kurz und bündig, in gedrängter Ausdrucksweise' definiert ist, in seiner ganzen Bedeutung passender als für die Skulpturen von Georg Hüter?"

Dr. Ursula Geiger, Aschaffenburg 1991, Katalog der Fachschule für Steintechnik


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