Willi
Schmidt - Skulpturen
Dr.
Isolde Schmidt, Wiesbaden: Katalog 1981"(......)
Bereits die frühen Arbeiten verweisen auf
die Gestaltungsmaterialien, die uns in der
Folge der Zeit immer wieder begegnen: Basalt,
Marmor, Muschelkalk, verschiedene Hölzer,
Bronze und Ton; daneben natürlich
Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen.
Interessant ist, daß es bei Willi Schmidt
nie künstlerische Pausen oder Brüche
gegeben hat, sondern daß sich in der
Kontinuität der Arbeit die Entwicklung zeigt
vom Statuarischen zum Bewegten, vom
Monochromen zum Farbigen, von der Einzelfigur
zur Mehrfigurengruppe, von Figuren, die Raum
beanspruchen bis hin zum einbezogenen,
gestalteten Raum.
Die
Entwicklungen vollziehen sich selten allein
in einem Material sondern werden in
verschiedenen Materialien durchgeführt,
wobei die künstlerische Ausformung eines
Anliegens in Ton beispielsweise ein ebenso
gültiges Ergebnis darstellt wie die
Formulierung in Stein oder Bronze, wenn sich
auch alle Ergebnisse eben nach den
Möglichkeiten des verwendeten Materials
richten. (........)
Die
Themen, denen Willi Schmidt sich stellt, sind
schon immer Der Mensch und Das
Tier gewesen. Er zeigt...keine
Momentaufnahmen von ihnen. Er stellt sie
nicht in direkte zeitliche Zusammenhänge,
sondern er versucht, das für ihn
Überzeitliche, das Wahrhaftige, das
Wesentliche darzustellen: die Ruhe einer Stehenden,
die Selbstversunkenheit einer Kauernden,
Kraft bei den Ringern, Geborgenheit
bei Eltern und Kind, Verzeihen und
Wärme beim Verlorenen Sohn, Anmut
bei der Frau mit Hut.
Manch
einen, der dem heute so häufigen Anspruch
nachzukommen versucht, sich über
Hintergründe, Umwege, Interpretationen und
objektbezogene Informationen einen Zugang zum
Anschauungsgegenstand zu verschaffen, mag die
Figurenwelt von Willi Schmidt irritieren.
Seine Plastiken sind nicht museal
distanziert, sie fordern keinen
intellektuellen Identifikationsprozeß,
vielmehr muß man sie anschauen und begreifen,
um mit ihren Formen und Inhalten vertraut zu
werden. In ihrer Unmittelbarkeit, in der sie
sich dem Betrachter präsentieren, fordern
sie eine direkte Auseinandersetzung, die
Emotionen zuläßt, wie man es bei der Liegenden
in der Freßgass sehen konnte und noch immer
kann. (....) Diese Figur, wie die vielen
anderen, betrügen und täuschen den
Betrachter nicht, sie sind wahr und letztlich
immer der Ausdruck des Bemühens, das
Überzeitliche in der Wesenaussage zu
fassen."
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