Skulpturen-Kabinett
Projektorganisation:
Hauptstr. 16
79104 Freiburg
Kabinett für zeitgenössische Bildhauerkunst

 

PRESSESPIEGEL

Abstraktion / Reduktion
In Österreich

05.05.2000 -30.06.2000

Hellevi Rebmann,
Badischen Zeitung am 26. Mai 2000

Die rostbraune Eisenplastik,"Innerer Raum" von Heliane Wiesauer-Reiterer besteht vorwiegend aus einem Sockel. Das "bildhauerische"Element, ein labyrinthischer Aufsatz auf dem Block, scheint von diesemin sich hinein geschluckt worden zu sein. Die Bildhauerin schafft verdichtete, straffe Werke, die konstruktivistisch bis aufs Zeichenhafte reduziert sind, ohne Dramatik, und doch emotional: "Teilungen" heißen Granitskulpturen aus zwei getrennten Volumen, eine horizontale Teilung evoziert die Vorstellung von Landschaft, eine vertikale die von einem menschlichenKörper. Der Schnitt verbindet die beiden Teile eher, als dass er sie trennt, und ist noch gewichtiger als die Granitvolumen selbst.

Abstraktion und Reduktion, Arbeiten von sieben Österreichischen Künstlern zweier Generationen sind im Freiburger Skulpturenkabinett zu sehen. Otto Eder, Josef Pillhofer und Oswald Stimm gelten als Wegbereiterder neuen Skulptur im Nachkriegs-Österreich. Otto Eder konstruiert aus runden Formteilen, die er aneinander und ineinander zusammenreiht, "Dübelplastiken". Weibliche Figur als Ausgangspunkt, knapp und asketisch, zeigen die Plastiken, wie in archaischer Kunst, nicht die kleinste Andeutung von Bewegung, sie sind statisch und ruhig und werden zu einem System, zu einem fast monumentalen architektonischen Gebilde. Josef Pillhofer benutzt kubistische Formensprache als Ausgangsbasis seiner Plastik: Auf geometrische Formen reduzierte, architektonisch gegliederte Komplexe lassen noch Reminiszenzen an eine menschliche Figur oder an eine "Toskanische Stadt" zu. Im Aufbau sind die Plastiken dynamisch bewegt und die Oberflächenkonturen streben spannungsgeladen auseinander.

Ganz anders arbeitet Oswald Stimm: Aus Wegwerfmaterial wie Hölzchen,Stäbchen, Holzkugeln, Brettchen zersägt, schneidet und fügt oder knüpft er Objekte zusammen, die er dann mit bleichen Farben akzentuiert. Assemblagen, Verschachtelungen, Fragmente oder ein Ansatz von "Etwas" sind die skurrilen Arbeiten, die seltsam unbeholfen und gleichzeitig perfekt scheinen. Das Künstlerehepaar K.U.SCH., - Renate Krätschmer und Jörg Schwarzenberger - bewegt sich in seiner Arbeit zwischen Ernst und Witz. Die beiden arbeiten gemeinsam an einem Werk; ihre Objekte sind dadaistisch und skurril, das Grundprinzip auch hier ist die geometrische Form. Richard G. Künz schneidet, bricht, schleift Backsteine und klebt sie zusammen zu neuen Konstellationen - und er hebt die vorgegebene Zweckverbindung des gewöhnlichen Industrieziegels auf. Das einzige Wandobjekt in der Ausstellung ist die Arbeit "Zwischenwandstein" von Künz. Ein flacher Mauerwerkziegel, luftig im Inneren, zeigt scharf eingeschnittene Wunden inder Fläche. Das banale Industrieprodukt ist ein schmerzempfindlicher Körper geworden.

Hellevi Rebmann Badische Zeitung, Freitag, 26.Mai 2000

Eine weitere Besprechung der Ausstellung von Paul Klock findet sich unter: www.regioartline.de


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